​Brigitte-Sauzay-Programm: 3 Monate in der Nähe von AVIGNON

Von dem Programm selbst habe ich durch meine Französischlehrerin erfahren. Sie erzählte uns davon und erklärte, dass es eine super Sache wäre und uns nicht nur im Sprach-verständnis deutlich weiterbringen würde. Ich fand das sehr interessant und habe meinen Eltern zu Hause davon erzählt. Die hielten es auch für eine gute Möglichkeit, um einerseits die Sprache als auch andererseits Selbstständigkeit und Verantwortung zu verbessern, und so haben wir die Bögen ausgefüllt und abgeschickt. 

Mich hat das Programm so überzeugt, weil es eben ein wirklicher Austausch ist, das heißt, dass man zu der Familie, aus der man ein Kind aufnimmt, selber später hinfährt. Außerdem sind 3 Monate eine super Zeitspanne, in der man die französische Sprache gut trainieren kann, aber auch kein Schuljahr aufgrund des verpassten Stoffes nachholen muss. Meine Ankunft in Frankreich lief erstmal entspannt ab, ich war sehr dankbar, dass ich nicht am nächsten Tag direkt in die Schule musste, sondern erstmal das Wochenende zum Eingewöhnen hatte. An meinem zweiten Abend habe ich dann bei einer Geburtstagsfeier den Freundeskreis meines Austauschpartners kennengelernt. Dort wurde ich sehr freundlich aufgenommen, die „bisous“ (Begrüßungsküsschen) hatten mich zwar überrascht, aber daran habe ich mich recht schnell gewöhnt. Mit meiner Gastfamilie kam ich sehr gut klar, am Anfang war es noch etwas anstrengend zu kommunizieren, aber das hat sich mit der Zeit schnell verbessert. Meine Familie war sehr freundlich, hat mich das Sprechen versuchen lassen und später kleine (oder große) Fehler verbessert. Ich fühlte mich dort sehr wohl. 

An den Wochenenden haben wir meistens etwas unternommen, wobei die Hausaufgaben allerdings nie zu kurz kommen durften. Generell war die Schule recht anstrengend. Sie war nicht ganz so, wie ich sie mir vorgestellt habe, also nicht nur schlichten Frontalunterricht, sondern auch nicht einige Diskussionen beispielsweise, an denen ich dann nach einiger Zeit sogar halbwegs teilnehmen konnte. Allerdings waren die Schultage doch ziemlich lang, sodass wir, bis auf Mittwoch und Freitag, immer erst am, teilweise späten, Nachmittag zurückkamen und dann noch Hausaufgaben zu erledigen hatten. 

Kulturelle Unterschiede habe ich vor allem beim Essen bemerkt. Wirklich ausgefallene Mahlzeiten gab es bei uns nicht, bis auf ein/zweimal Meerestiere, als wir eingeladen waren. Man muss dazu sagen, dass meine Familie es nicht leicht mit mir hatte, schließlich mag ich keinen Käse und, was sie an meiner Nationalität als Deutsche zweifeln ließ, auch keine Kartoffeln.

Was mir aufgefallen ist, war, dass es sehr viele Spezialitäten aus verschiedensten Teilen Frankreichs gab, die wir immer mal zu Hause hatten. Was auch anders war, ist die starke Trennung in Frankreich zwischen Kirche und Staat, die Ferien im März/ April sind beispielsweise keine Osterferien sondern Frühlingsferien und das Tragen von jeglichen religiösen Symbolen ist an Orten wie Schule oder Rathaus verboten. Religionsunterricht gab es dementsprechend natürlich auch nicht. 

Was meine persönliche Entwicklung betrifft, würde ich sagen, dass ich mich, was die Sprache angeht, deutlich weiterentwickelt habe. Zu Beginn, musste man mir, wie schon erwähnt, jeden Satz mindestens zwei Mal sagen, damit ich mit der Geschwindigkeit ansatzweise mitkam. In der Schule hat es mindestens eine Woche gedauert, bis ich zumindest die Wörter, die ich schon kannte, aus dem Redeschwall herausfiltern konnte. Die Maskenpflicht, die nahezu an jedem öffentlichen Platz herrschte, trug dazu nicht wirklich positiv bei. Aber es war schön zu merken, dass man im Laufe der Zeit die Leute immer besser verstanden hat und die einen selbst auch. Ich will gar nicht wissen, wie viele dumme bzw. vermeidbare Fehler ich gemacht habe, aber ich wurde nicht einmal dafür ausgelacht oder ähnliches. Auch in der Schule waren alle Klassenkameraden superfreundlich, haben mir geholfen, Fehler verbessert und vor allem mir vorgelesen, was an der Tafel stand, manche Lehrer hatten nämlich eine sehr abenteuerliche Schrift. Mit der Zeit wurde die Geschwindigkeit immer weniger ein Problem und ich musste mir meine Sätze nicht immer im Kopf schon bereitlegen sondern konnte „einfach drauf los“ sprechen. Leider wurde ich auch anfällig für etwas Umgangssprache, wie beispielsweise einen Teil der Verneinung einfach wegzulassen. Was ich auch besser lernte, war, wie man die Zeiten dann wirklich im Sprachgebrauch benutzt, und wann man sie einsetzt. Irgendwann hatte man dafürtatsächlich ein Gefühl entwickelt. Natürlich kann ich jetzt kein perfektes Französisch, lange nicht. Aber es hat mir sehr geholfen ein Gefühl zu bekommen und ich habe gemerkt, wie viel Spaß es mir macht, diese Sprache zu sprechen. 

Ich bin sehr froh, dass dieser Austausch auch in der Krisenzeit stattfinden konnte und auch dankbar dafür, dass das von der Schule auch so stark unterstützt wurde. Alles in allem war es eine sehr tolle Erfahrung, und ich kann so einen Austausch jedem nur empfehlen, der sich ein bisschen mehr mit einer Sprache auseinandersetzen möchte. Ich habe tolle Menschen kennengelernt, mit denen ich noch in Kontakt stehe und hoffe, dass ein Gegenbesuch auch stattfinden kann.

Inga Burke, Klasse 10GL


Übrigens: Es nehmen aktuell noch weitere Schüler:innen aus dem 10. Jahrgang an diesem tollen Programm teil…

Für alle weiteren Informationen wendet euch bitte an eure Französischlehrerin oder an Frau Günther.