Der Mai steht traditionell im Zeichen Europas. In diesem Jahr gilt das im Besonderen, denn wir feiern 80 Jahre Kriegsende. In den letzten Wochen wurde also in vielen verschiedenen Weisen der Befreiung der Konzentrationslager und schließlich der Kapitulation des nationalsozialistischen Regimes am 8. Mai gedacht.

Frau Barking beging diesen wichtigen Anlass mit Schülerinnen und Schülern des zehnten und zwölften Jahrgangs in Bergen-Belsen. Bei der zentralen Gedenkveranstaltung am 27. April durften diese zuhören, was überlebende Zeitzeugen ihnen und uns mit auf den Weg geben, es gab Gespräche mit Überlebenden und mit Mitgliedern der britischen Streitkräfte. Die Schülerinnen und Schüler durften gemeinsam mit den Ehrengästen Kränze niederlegen, als Symbol der Erinnerung und des Mahnens – Nie wieder!

Alle Beteiligten werden dieses Erlebnis in besonderer Erinnerung behalten.
Frieden braucht Begegnung, aktives Miteinander. Einheit in Vielfalt ist das Motto und das Kernziel des Erasmus+-Programms der Europäischen Union. Als akkreditierte Erasmus+ Schule organisieren wir solche Begegnungen mit Partnerschulen in vielen Ländern. Immer wieder geht es dabei auch um die Folgen von Ausgrenzung, in ihrer extremsten und menschenverachtendsten Form in Konzentrationslagern. Es gab sie in ganz Europa, und wir suchen im Rahmen des Erasmus+ Programms diese Gedenkstätten konsequent immer wieder auf: In Polen, der Slowakei, Italien, den Niederlanden, Frankreich und natürlich hier bei uns in Bergen-Belsen.
Ein aktuelles Erasmus+ Projekt für ältere Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 8 bis 12 widmet sich dem Thema „Toleranz und Vielfalt“, welches wir gemeinsam mit dem Koningin Wilhelmina College im niederländischen Culemborg durchgeführt haben. Beim Besuch der Gäste am Ernestinum beschäftigten wir uns mit den verschiedenen Kulturen bzw. religiösen Identitäten. Die Projektgruppe führte Interviews mit Ernestinern, die uns dankenswerterweise teilhaben ließen an ihrer christlich-orthodoxen, muslimischen oder yezidischen Kultur, nachdem wir im letzten Schuljahr den Fokus unter anderem auf die jüdische Religion gelegt hatten. Beim Besuch der Fazle-Omar Moschee in Hamburg lernten wir jetzt viel über die Gemeinsamkeiten zwischen muslimischer und christlicher Religion. Der Imam betonte sehr, dass es im Kern um Frieden, Freiheit und Liebe geht, verbindende Grundwerte also.
Beim Rückbesuch der Projektgruppe in den Niederlandenstand die Geschichte der Molukker im Mittelpunkt, einer ethnischen Gruppe von der gleichnamigen Inselgruppe in Indonesien, die seit den 50er Jahren in den Niederlanden unter schwierigen Bedingungen lebt, zuerst tatsächlich untergebracht im ehemaligen Konzentrationslager Kamp Vught. Inzwischen haben sie ihren Weg in die Mitte der niederländischen Gesellschaft gefunden und wir durften ihre Gäste sein, traditionelle Tänze sehen und ein wunderbares frisch zubereitetes traditionelles Essen teilen – ein besonderes Erlebnis.
Ein anderes Erasmus-Projekt der jüngeren Ernestinerwidmete sich gemeinsam mit der Partnerschule aus Lucca in Italien den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen. So ging es beim ersten Projekttreffen in Italien um Gender Equality, beim Gegenbesuch der Gäste am Ernestinum um Formen des Klima-Aktivismus. Mit einem kreativen und bunten Programm freuten wir uns über den Besuch der italienischen Gäste jetzt direkt in der Europawoche. Es ging ins Klimahaus zum „world future lab“, aber auch vor Ort bzw. in Hannover wurde bei er „Klimatour“ viel über den Klimawandel und unseren Einfluss darauf gelernt. Kreativ wurde das Thema in Form eines Upcycling-Projekts und mit selbst erstellten Videos umgesetzt.
Bei beiden Treffen hatten die Teilnehmenden aus den Klassen 5 bis 8 ganz viele praktische Möglichkeiten, sich in die Themen hineinzudenken – und dabei immer wieder zu spüren, dass dies Themen sind, die uns alle grenzüberschreitend verbinden.
Die Teilnehmenden des Französisch-Austauschs begingen die Europa-Woche in Meudon und trugen den Geist der deutsch-französischen Partnerschaft für Frieden in Europa und natürlich ganz konkret der Städtepartnerschaft zwischen Meudon und Celle auf ganz praktische und lebendige Weise in die Gegenwart. So wurde die Ernestiner Gruppe nicht nur sehr herzlich im Rathaus empfangen.
Anlässlich des 80. Jahrestages des Kriegsendes besuchten die französischen und deutschen Schülerinnen und Schüler gemeinsam die Holocaust-Gedenkstätte, wo sie die furchtbare Vergangenheit aktiv in einem Workshop reflektierten. Vier Schülerinnen wurde sogar die besondere Ehre zuteil, an der offiziellen Gedenkfeier zum 8.Mai mit einem kurzen Textvortrag auf Französisch und Deutsch teilzunehmen.Chapeau Janine, Melissa, Antonia und Dora aus der 10F!
Viele weitere kreative und anregende Aktivitäten, wie zum Beispiel ein gemeinsames Fotoprojekt, ein Austausch mit dem Schülerrat Meudons über deutsche und französische Klischees und ein Workshop zum Thema „Europa Expérience“ werden dieses Austauschprojekt für die Teilnehmenden unvergesslich machen.
Alle Beteiligten in diesen Europa-Aktivitäten haben internationale Begegnung als Bereicherung erlebt, haben freundschaftliche Kontakte geknüpft und ganz praktisch erlebt, wie toll Vielfalt und Zusammenhalt sich anfühlen und dass uns alle so viel verbindet.
Um eine großartige Person zu zitieren, die uns nun gerade verlassen hat: Margot Friedländer, sie überlebte den Holocaust und hörte nie auf, davon in mahnender aber versöhnender Weise zu sprechen:
Schaut nicht auf das was euch trennt.
Schaut auf das was euch verbindet.
Seid Menschen!
An dieser Stelle sei allen beteiligten Kolleginnen gedankt, die immer wieder viel Zeit und Herzblut investieren, um diese besonderen Begegnungen in und für Europa möglich zu machen:
Sabrina Barking, Svenja Becker, Maren Danz, Carmen Grell, Christine Günther, Anna-Marietta Heymann, Meike Mirete-Mumm, Miriam Strulick … und allen anderen
Und auch euch, liebe Schülerinnen und Schülern, die ihr euch mit Offenheit und Kreativität, mit Freundlichkeit und Ernsthaftigkeit einbringt – Danke dafür und bleibt dabei!