​Brigitte-Sauzay-Programm: 3 Monate in Aix-en-Provence

Mein Name ist Emma Gieseking, ich bin 17 Jahre alt und habe im letzten Jahr drei Monate in Frankreich verbracht, und zwar in Aix-en-Provence bei der Familie meines Austauschpartners Nathan, der ein halbes Jahr zuvor - von März bis Juni 2021 - in meiner Familie gewesen war.
Bevor ich nach Frankreich flog, hatte ich einige Bedenken. Ich fühlte mich sprachlich noch nicht genug vorbereitet. Es kam mir zu früh vor, jetzt schon einen Austausch in ein Land zu machen, dessen Sprache ich, meiner Meinung nach, noch nicht genug sprach. Jetzt im Nachhinein waren meine Sorgen aber unbegründet. Natürlich gab es einige Situationen, in denen ich gerne besser Französisch gesprochen hätte, aber im Großen und Ganzen bin ich doch recht zufrieden mit mir. Ich habe auf jeden Fall Fortschritte gemacht.


Eines der schönen Häuser in Cadoux, meinem Wohnort

Aber nicht nur meine Französischkenntnisse haben sich verändert, sondern auch ich selbst. Durch den Austausch wurde ich geduldiger und aufmerksamer, während des Austausches musste man viel mehr auf sein Gegenüber achten, um sich unbekannte Wörter durch Mimik und Gestik des Gesprächs-partners zu erklären.
Ich habe bei diesem Austausch viele nette Menschen kennengelernt, die ich hier vermisse. Die Gastfamilie war toll und ich habe viele schöne Erinnerungen an die Zeit in der Familie. Natürlich gab es einige Gewohnheiten, die ich anders machen würde, doch man akzeptiert und respektiert sie. Unterschiede gab es einige, aber doch viel weniger als erwartet. Ich denke, dass die Schule der größte Unterschied ist, die Schule geht viel länger als wir es gewohnt sind. Während 16 Uhr momentan für mich das längste ist, ging die Schule in Frankreich regelmäßig bis 18 Uhr. Außerdem ist mir aufgefallen, dass die französischen Jugendlichen mehr für die Schule arbeiten als wir deutsche Schüler. Während die Schule in Deutschland meistens nur einen Teil des Alltags einnimmt, besteht dieser in Frankreich eigentlich nur aus Schule, zumindest in meiner Gastfamilie. Auffällig war auch, dass das Mittagessen in der Schulkantine aufwendiger und ausführlicher gestaltet wird als in deutschen Schulkantinen. In Frankreich gab es Salat mit Brötchen, Hauptspeise und Nachspeise, während es in Deutschland meistens nur aus einem Gang besteht. Auch das Verhältnis zwischen Lehrer und Schülern ist anders: Während in Deutschland das Verhältnis meistens doch recht persönlich ist, war es in Frankreich mit den meisten Lehrern nicht so. Ich kenne nicht alle Namen meiner französischen Lehrer, da sie immer nur mit „Monsieur“ und „Madame“ angesprochen wurden, was, meiner Meinung nach, eine gewisse Distanz mit sich bringt. 

In Nice, rechts oberhalb des Strandes die Promenade des Anglais

Meine Gastfamilie war, wie oben bereits geschrieben, sehr nett. Da sich meine Interessen und Verhaltensweisen von denen meines Austauschpartners unterschieden haben, hatten wir allerdings nicht viele Berührungspunkte. Mit meiner Gastschwester hingegen habe ich mich sehr gut verstanden, wir sind gute Freundinnen geworden, sie vermisse ich am meisten. Natürlich waren auch die anderen Geschwister sehr nett und nach einer gewissen Zeit hat man sich manchmal ein bisschen zuhause gefühlt. Besonders schön war es, als wir für 3 Tage nach Nice (dt. Nizza) gefahren sind. Ich bin vorher noch nie in Nice gewesen, weshalb dies eine neue, schöne Erfahrung war. Besonders schön fand ich die Promenade des Anglais bei Nacht, mit den vielen Lichtern. Da ich vorher noch nie am Mittelmeer war, war auch das blaue Meer sehr schön anzusehen. Es war ganz ungewohnt, im Winter draußen nur mit Pullover herumzulaufen, da man das in Deutschland mit seinen winterlichen Temperaturen selten tut. Allerdings war es insgesamt in Frankreich doch kälter als erwartet. Es schien mir nicht prinzipiell wärmer als in Deutschland, der Sommer erschien einfach nur länger. Was meine Anfangszeit in Frankreich einfacher gemacht hat, war dass der beste Freund meines Austauschpartners auch einen Deutschen bei sich hatte, sodass ich den ersten Monat einen weiteren Austauschschüler in meinen Kursen hatte. Zusätzlich waren in meinem Jahrgang noch 2 andere Deutsche, mit denen ich zwar jeweils kaum Unterricht hatte, mich aber sehr gut verstanden habe. Auch mit den Franzosen habe ich mich angefreundet und der Abschied fiel nicht leicht. 
Ob ich diesen Austausch weiterempfehlen würde? Ja, auf jeden Fall. Ich kann es jedem raten, der an einem Land interessiert ist. Man sammelt unglaublich viele Erfahrungen, verändert sich selbst und erweitert seinen Horizont. Man wird unabhängiger, mutiger und weltoffener. Natürlich vermisst man einiges, wenn man drei Monate von seinen Freunden und der Familie weg ist, aber man schätzt diese Dinge viel mehr als vorher. Der Austausch war eine Chance, sich selber kennenzulernen und persönliche Grenzen zu überwinden, und ich bin froh, diese Chance wahrgenommen zu haben.

Emma Gieseking, derzeit Klasse 11LF1


Für alle weiteren Informationen zu dem tollen Austauschprogramm, wendet euch bitte an eure Französischlehrerin oder an Frau Günther.