Irgendwie sind wir, mein Arbeitskollege Jens Behnsen und ich (Julian Schülke-Balke), auf die Idee gekommen, über Pfingsten eine lange Rennradtour zu machen. Dabei wollten wir gemeinsam nach Bayern fahren um dort Freunde und Familie zu besuchen. Als wir uns näher über mögliche Routen unterhalten hatten, fanden wir die Idee interessant, von Bayern aus noch weiter über die Alpen zum Gardasee zu fahren.

Also haben wir uns dann zusammen gesetzt und mögliche Routen besprochen. Da mein Arbeitskollege Familie in Augsburg treffen wollte und ich über Ichenhausen und Kaufbeuren fahren wollte um meine Freunde und Verwandten zu besuchen, standen die Streckenabschnitte auch schnell fest.
1. Tag , Von Garßen nach Mittelstreu (Franken)
So begann unsere Reise am Freitag, den 16.5. nach dem ich meine jüngste Tochter noch zur Grundschule gebracht hatte. Die Strecke führte uns noch durch bekannte Gegenden und Wege, einen Teil davon sind wir zusammen am ersten Stadtradel-Tag schon abgefahren um zu sehen, was uns erwartet. Dabei hatte uns ein Baustelle an der Hildesheimer Börde überrascht und weil wir zu faul waren um die Vollsperrung zu umfahren, sind wir querfeldein über Feldwege wieder auf die ursprüngliche Route gestoßen.
Weitere große Städte auf dieser Etappe waren Göttingen, Bad Sooden-Allendorf, Kaltennordheim und Fladungen. Wobei wir bei der Planung schon darauf geachtet haben Städte möglichst zu umfahren, weil man dort immer lange benötigt um durchzukommen und der Verkehr in der Stadt grundsätzlich gefährlicher ist als über Land zu fahren.
Spät abends um 23 Uhr sind wir dann in unserem gebuchten Hotel in Mittelstreu (Franken) angekommen, der Besitzer war so freundlich und hatte noch zu so später Stunde belegte Baguettes vorbereitet.
2. Tag
Nach einer kurzen Nacht saßen wir schon vor 6 Uhr morgens wieder im Sattel und haben uns auf die 2. Etappe begeben. Nach ca. 1 Stunde lag zufällig ein Bäcker mit Café auf dem Weg, dort haben wir dann erst einmal ausgiebig gefrühstückt und uns für den langen Tag gestärkt. Heute hatten wir unterschiedliche Ziele. Mein Arbeitskollege wollte Verwandschaft in Augsburg besuchen und dort übernachten, ich wollte Freunde in Ichenhausen besuchen und dort dann übernachten. Somit sind wir zusammen über Schweinfurt gefahren, haben Würzburg links liegen gelassen und die nächsten großen Städe Kitzingen, Rothenburg ob der Tauber, Dinkelsbühl und Nördlingen passiert. In Nördlingen trennten sich dann unsere Wege. Mein Weg führte mich durch den Geopark Ries nach Lauingen wo ich die Donau überquerte. Diesen Tag waren ich ca. um 19 Uhr bei meinen Freunden, wo ich sehr herzlich empfangen wurde und wir einen schönen Abend mit einem ausgiebigen Abendessen verbracht haben.
3. Tag
Eigentlich wollte ich meine Reise heute schon sehr viel eher beginnen, aber wie es so ist wenn man bei Freunden ist, dann verquatscht man sich doch ein wenig beim Frühstück. Nach dem Frühstück bin ich wieder über schöne einsame Wege im frühen Morgentau bis nach Kaufbeuren gefahren, um bei der Verwandschaft wenigstens einmal „Hallo“ zusagen und einen schnellen Kaffee zu trinken. Wenn man es schon einmal mit dem Rad so weit südlich geschafft hat, kann man nicht einfach vorbeirauschen.
Das bedeutete für meinen Arbeitskollegen, dass er leider 1 Stunde in Schongau auf mich warten musste. Ab Schongau ging es dann stetig und langsam bergauf; man merkte, dass man den Alpen näher kam. Und seit Kaufbeuren konnte man die Aplen auch sehen. Nach dem wir den Naturpark Ammergaueralpen durchquert hatten gab es eine kurze Abfahrt, bis das steilste Stück der ganzen Reise in Garmisch bis nach Mittenwald und Leutasch folgte. Dort gab es dann im Anschluss auch die schnellste Abfahrt hinunter nach Insbruck, damit es auch gleich wieder hoch zum Brennerpass ging. Dieser Anstieg ist über die alte, recht wenig befahrene Bundesstraße auch leicht zu bewältigen. Somit haben wir uns in Österreich nur kurz und quasi ohne Stopp aufgehalten. Nachdem wir den Brenner passiert hatten, wurde es schon wieder langsam dunkel und wir haben uns auf die Suche nach einer Unterkunft gemacht, die wir dann auch in Mittewald kurz vor der Franzenfeste gefunden hatten.
Auch hier haben wir, obwohl wir spät angekommen sind, wieder eine gute Mahlzeit bekommen.
4. Tag
Nun war er leider schon da, der letzte Tag, diese vielen Eindrücke lassen sich gar nicht in so kurze Worte und Absätze fassen. Ein sehr schöner Morgen erwartete uns mit Sonnenschein hinter den Bergen und einem leichten Nebel. Episch.
Heute stand eine verhältnis mäßig kurze Etappe auf dem Programm, wir hatten ja unseren Zug um 17:40Uhr in Rovereto zu erreichen. Von hier an ging es bis zum Gardasee eigentlich nur noch bergab. Auf einem eigenen Radweg, der vom Brennerpass aus teilweise auf einer ehmaligen Bahnstrecke verläuft. Hier trifft man viele Radfahrer und Radreisende. Auch durch die großen Städte Brixen, Bozen, Trento und Rovereto führt der eigene Radweg an den Flüssen entlang, ohne dass man in Kontakt mit dem Autoverkehr kommt.
Nach einer steilen Abfahrt, mit bestem Blick auf den Gardasee, hatten wir ihn erreicht. In Torbole gab es dann nach dem obligatorischem Baden im See natürlich ein Eis. Um anschließend den steilen Anstieg hoch nach Rovereto wieder zu bewältigen um zum Bahnhof zu gelangen.
Die Rückreise an sich ist ein eigenes Abenteuer, und durch unbequeme Sitze übernacht auch anstrengender als fahren auf dem Rad. 😊
Die genaue Route und viele weitere Bilder sind in meiner Komoot Collection zufinden:
https://www.komoot.com/de-de/collection/2771414/-von-garssen-ab-zum-gardasee